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Bonn
Forschung und Lehre

Master-Studienprogramm "Global Health"

Die Dr. Hans Riegel-Stiftung fördert seit 2017 den Studiengang „Master of Science in Global Health Risk Management and Hygiene Policies“ an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn. Das Thema ist relevanter denn je und das Studienprogramm entwickelt sich erfreulich positiv – u. a.  durch die Ausweitung des Länderspektrums der Bewerber*innen und Studierenden sowie durch die Anschlusstätigkeiten der Absolvent*innen. 

Die Corona-Krise führt uns allen deutlich vor Augen, dass der zunehmende weltweite Handels- und Reiseverkehr die Verbreitung von Gesundheitsgefahren über Grenzen von Ländern und Kontinenten hinaus beschleunigt. Besonders hart trifft es aber die Menschen in Entwicklungsländern. Darum sind Experten für globalen Gesundheitsschutz gerade besonders gefragt. Seit drei Jahren können junge Menschen aus überwiegend „Low-Income“-Ländern durch die Förderung der Dr. Hans Riegel-Stiftung den Masterstudiengang „Global Health Risk Management & Hygiene Policies“ belegen, der von der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, dem Universitätsklinikum Bonn (UKB) und in Zusammenarbeit mit der in Bonn ansässigen UN-Universität getragen wird. Die Förderung beinhaltet eine Stiftungsprofessur mit den dazugehörigen Personal- und Sachmitteln sowie die Förderung des Gesamtstudienprogramms: durch diese Unterstützung können insbesondere Studierende aus sogenannten Low- and Lower Middle Income Countries monetär abgesichert das kostenpflichtige zweijährige postgraduale Masterprogramm absolvieren – oder sogar ein Vollstipendium (inklusive Lebensunterhaltungs- und Reisekosten) erhalten.

Stand Ende 2021 waren insgesamt 75 internationale Studierende im MSc Global Health eingeschrieben – davon 36 Frauen und 39 Männer. 22 Personen haben das Studium in 2021 abgeschlossen: 13 Studierende der 2. Kohorte und 9 Studierende der 3. Kohorte. 

Erste Verbleibstudie (der 1. & 2. Kohorte)

„Die Grundidee des Masters ist es, Gesundheitsexpert*innen aus LMIC und für LMIC auszubilden, die vor Ort zur Good Governance im öffentlichen Gesundheitswesen beitragen. Die erste Verbleibstudie zeigt, dass diese Idee Realität wurde.“
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Martin Exner (Studiengangsdirektor)

Ausweitung des Länderspektrums:

  • Absolventin (mit tuition fee scholarship der Dr. Hans Riegel-Stiftung und DAAD-Stipendium) aus Mexiko
  • Studentin (mit tuition fee scholarship der Dr. Hans Riegel-Stiftung) aus der Türkei
  • Drei geflüchtete Studierende (mit tuition fee scholarship der Dr. Hans Riegel-Stiftung), die zugleich im DAAD-Programm „Leadership for Africa“ sind: eine Kongolesin (geflüchtet nach Uganda), ein palästinensischer Geflüchteter, ein somalischer Geflüchteter
  • Darüber hinaus Selbstzahler*innen aus den USA, China, dem Sudan, Italien

*Das Gros der Studierenden kommt weiterhin aus Sub-Sahara-Afrika, insbesondere Äthiopien und Ghana.

Rose-Alison Joseph (Absolventin der zweiten Kohorte; Heimatland: Haiti)

„Ich wollte das Gesundheitswesen in einem internationalen und interdisziplinären Kontext verstehen und mir eine Reihe von Fähigkeiten aneignen, die mir dabei helfen, mich auf die Verbesserung der Gesundheit und der Chancengleichheit im Gesundheitswesen zu konzentrieren – egal, wo ich mich auf der Welt befinde. Als gebürtige Haitianerin bleibt der fehlende Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen ein schwerwiegendes Problem, wobei die ärmsten Bürger am meisten leiden und Krankheiten ausgesetzt sind, durch Wasser übertragen werden. Während einer Exkursion mit Prof. Dr. med. Dr. h.c. Exner, um die Struktur des Wassersystems in Bonn zu sehen, erkannte ich die Notwendigkeit, ein robustes System einzurichten, das mehrere Aspekte der Wasser- und Abwasserkrise in Haiti angeht.

Dieses Masterprogramm ermöglicht es mir, meine beruflichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, und heute bin ich die Gründerin von Health Water Life (HWL), einer gemeinnützigen Organisation, die in Partnerschaft mit anderen NGOs und Akteuren der Lieferkette in Haiti zusammenarbeitet. Wir wollen Haitianer*innen durch Empowerment dabei helfen, ihr Land zu heilen. Wir wollen der haitianischen Gemeinschaft beibringen, wie sie die Ausbreitung von Krankheiten in ihrer unmittelbaren Umgebung verhindern oder verringern können und ihnen dabei helfen, Leben zu retten. Außerdem wollen wir das Wirtschaftswachstum des Landes und die Entwicklung einer neuen Wertschöpfungskette durch die Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützen.“

Ahmad Shahir Nazari, MD (Absolvent der zweiten Kohorte; Heimatland: Afghanistan)

„Während ich im Rahmen des Lehrplans der medizinischen Universität medizinische Praktika in den Krankenhäusern in Kabul durchführte, beobachtete ich zahlreiche Hindernisse auf dem Weg zu einer effizienten Gesundheitsversorgung in Afghanistan. Ich habe ständig darüber nachgedacht, über die Behandlung von Patienten hinaus zum Gesundheitssektor beizutragen. Daher habe ich mich nach dem Abschluss an Programmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit beteiligt, um mehr über die Herausforderungen im Gesundheitssektor und, was noch wichtiger ist, die Möglichkeiten, größere Wirkung zu erzielen, zu erfahren.

In der Folge verspürte ich das Bedürfnis nach einer wissenschaftlichen Promotion in diesem Bereich, um die aktuellen Herausforderungen und Wege zu ihrer Bewältigung besser zu verstehen. Ich habe mich für das Global Health-Programm in Bonn beworben und dort begann ich, Antworten auf alle meine Fragen zu bekommen. Ich habe sehr wichtige Aspekte eines Gesundheitssystems in verschiedenen Ländern kennengelernt, hauptsächlich in Entwicklungsländern, wo die Ressourcen knapp sind. Ich habe mir Wissen zu einigen wichtigen Themen angeeignet, wie z. B. der Stärkung des Gesundheitssystems, die besonders für Länder wichtig ist, die bei Null anfangen. Eine effiziente Investition in den Gesundheitssektor und die Verbesserung des Gesundheitssystems können langfristig eine effiziente, gerechte und nachhaltige Leistungserbringung sicherstellen.

Das Programm Global Health in Bonn ist etwas Besonderes, da es sich vorwiegend auf multidisziplinäre Ansätze konzentriert, um verschiedene Aspekte des menschlichen Wohlbefindens zu thematisieren und Gesundheitsprobleme aus einer globalen Perspektive anzugehen. Ich bin jetzt zuversichtlicher, all das erworbene Wissen überall auf der Welt anzuwenden und hauptsächlich zur Stärkung des Gesundheitssystems in Afghanistan beizutragen.“

Abraham Kidane (Absolventin der ersten Kohorte; Heimatland: Äthiopien)

Das Foto wurde in der Notaufnahme des Regionalkrankenhauses Mekelle in Tigray aufgenommen, während Abraham Kidane in der COVID-19-Pandemie unterstützende Betreuung durchführte. (Foto: Dr. Tizeta Bekele)

„Mein Interesse an globaler Gesundheit entwickelte sich während meiner Arbeit an der Ebola-Vorbereitung, die es mir ermöglichte, die mangelnde Bereitschaft meines Landes zu erkennen, sich vor aufkommenden Gesundheitsbedrohungen und der Anfälligkeit der afrikanischen Region als Ganzes zu schützen. Ich bin mit der Vision in das Studienprogramm eingetreten, einen Beitrag zur Stärkung der Überwachungssysteme in meinem Land und der afrikanischen Region zu leisten. Meine Zeit in Bonn gab mir die einzigartige Gelegenheit, die theoretischen Aspekte von Global Health zu verstehen und bestehende Lösungen in den lokalen Kontext zu übertragen. In dieser Hinsicht hat die Lehre von Professoren mit Erfahrung sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern, die den afrikanischen Kontext und die gesundheitlichen Herausforderungen sehr gut kennen, mein Studium lohnenswert und zu einem Erfolg gemacht.

Derzeit forsche ich und biete regionalen Forschungsinstituten sowie entsprechenden Gesundheitseinrichtungen technische Unterstützung an, um ein System zur Überwachung und Reaktion auf Krankheiten zu stärken und die Auswirkungen von COVID-19 auf das gesamte Gesundheitssystem zu minimieren. Bisher haben mir die Kenntnisse und Fähigkeiten, die ich in Bonn erhalten habe, geholfen, einen eingehenden Blick auf das bestehende Gesundheitssystem und die Programme zu werfen und entsprechende Empfehlungen abzugeben.“

„Die Förderung der Dr. Hans Riegel-Stiftung für das Studienprogramm Global Health endet vertraglich im Oktober 2022. Durch gemeinsame Anstrengung und eine enge Antragsabstimmung der beteiligten Institutionen wurde in 2021 die langfristige Überführung der Förderung in die Programmlinie „Entwicklungszusammenarbeit“ des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) erreicht. Diese privat- und öffentlich-rechtliche Zusammenarbeit kann als gelungenes Beispiel der Orientierung an Nachhaltigkeit und Langfristigkeit unserer Arbeit gelten.“
Dr. Henning Hues (Projektleiter Dr. Hans Riegel-Stiftung)

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Alle Bilder: Universitätsklinikum Bonn (UKB)

© 2021. Dr. Hans Riegel Stiftung